ALMUT HEISE

ALMUT HEISE

Almut Heises Werk gilt als eine der bedeutendsten Positionen der Gegenwartskunst. Über Jahrzehnte hinweg hat sie mit großer Beständigkeit ein unverwechselbares malerisches und grafisches Œuvre geschaffen. Ihre realistischen Motive, vor allem Interieurs und Porträts, wirken zeitlos und bestechen durch ihre Präsenz, die den Alltag der dargestellten Figuren in den Hintergrund rücken lässt. Heises Kunst wirft häufig mehr Fragen auf, als sie beantwortet, und hat ihr den Ruf einer „artist’s artist“ eingebracht, was eine besondere Wertschätzung unter Kunstschaffenden bedeutet.

Von Anfang an wandte sie sich gegen die heroischen Gesten des deutschen Informel, das zu ihrer Zeit schon zur Formel erstarrt war, und setzte stattdessen auf eine altmeisterliche Feinmalerei – eine stille, aber eindrückliche Rebellion in einer Zeit lauter Stilrichtungen. Selbst ihr Aufenthalt in London in den 1970er Jahren, wo sie von der Pop Art beeinflusst wurde, stärkte nur ihre eigene künstlerische Position.

Parallel zur Malerei entwickelte sie seit Mitte der 1960er Jahre ein zeichnerisches Werk, das klassische Aspekte der Zeichnung hinter sich lässt und einen neuen Zugang zur Zeichenkunst schafft. Ihre Farbstiftzeichnungen, die oft auf Porträts und Interieurs konzentriert sind, wirken, als seien sie aus der Fläche heraus modelliert, wobei die Linie an Bedeutung verliert. Anfangs als Studien zu ihren Gemälden gedacht, wurden diese Zeichnungen im Laufe der Zeit zu eigenständigen Meisterwerken.

Heises Porträts zeichnen sich durch eine subtile Veränderung des Ausdrucks im Laufe der Jahrzehnte aus, wobei sie die Zeitläufe und Veränderungen in den Gesichtern ihrer Modelle feinfühlig erfasst. Diese präzise Beobachtungsgabe macht die Relevanz ihres zeichnerischen Werks aus. Heise reiht sich in die Tradition der introspektiven Porträtkunst ein und schafft dabei eine eigenständige, zeitlose Sicht auf den Menschen.

Ihre Bildwelten, die sowohl klassische Sujets als auch Themen der Alltagskultur verbinden, strahlen trotz ihrer ruhigen Darstellung eine unterschwellige Unruhe aus, die den Betrachter in den Bann zieht.

Kuratiert von Michael Hering, Direktor der Staatlichen Graphischen Sammlung München

21.09.2024 - 04.01.2025

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VISUAL INVESTIGATIONS

Zwischen Aktivismus, Medien und Gesetz

Menschenrechtsverletzungen sind im öffentlichen Diskurs visuell so präsent wie nie zuvor. Vor allem privat aufgenommene Bilder und Videos werden zu wichtigen Beweismitteln, die gewalttägige und repressive Übergriffe dokumentieren. In den sozialen Netzwerken verbreiten Nutzer*innen dieses Material unmittelbar und oft ungefiltert, Mediendienste integrieren Ausschnitte in offizielle Berichterstattungen. Die Ermittlung und Überprüfung von Fakten ist dabei von entscheidender Bedeutung im Kampf um Deutungshoheit und Narrative.

Abseits der kurzlebigen medialen Interessenssphären in Zeiten von Krieg und Terror beschäftigt sich deshalb die „Visual Investigation“ mit der Auswertung und transparenten Aufbereitung solcher Informationen. Unter diesem sich derzeit etablierenden Begriff arbeiten Architekt*innen, Filmemacher*innen und Computeringenieur*innen etwa mit Hilfe von Raumanalyse und 3D-Modellierung an der Aufdeckung und Sichtbarmachung von Menschenrechtsverstößen und Umweltzerstörung. Gemeinsam mit Journalist*innen, Aktivist*innen und Rechtsanwält*innen engagieren sie sich aktiv, um belastbare Grundlagen für unabhängige Beurteilung und juristische Verfolgung zu schaffen.

Das Architekturmuseum der TUM widmet sich mit seiner geplanten Ausstellung dem noch jungen Tätigkeitsfeld der „Visual Investigations“ (VI) und zeigt anhand von Fallbeispielen und Recherchen zu Internierungslagern in Chinas Provinz Xinjiang, Polizeigewalt in den USA oder Folgen der Klimakatastrophe für pazifische Inselstaaten, welche Rolle die Architektur zwischen Aktivismus, Medien und Gesetz einnimmt, um für Recht und Verantwortlichkeit einzustehen.

Kuratiert von Lisa Luksch (A.M.) mit SITU Research, N.Y. und Shumi Bose

10.10.2024 - 31.03.2025

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VISUAL INVESTIGATIONS

WO DIE WILDEN STRICHE WOHNEN

Bücher und Illustrationen für Kinder

Kinderbücher erzählen mehr als nur Geschichten. Sie regen die Fantasie an, vermitteln Gefühle und Weltanschauungen und helfen Kindern, die Welt zu erkunden. Durch ihre eigenwilligen Erzählungen, aber vor allem durch ihre vielfältigen und außergewöhnlichen Illustrationen sowie individuellen Stile sprechen sie Kinder und Erwachsene gleichermaßen an. Ihr gestalterischer Reiz liegt in der Vielzahl der illustrativen Möglichkeiten, die von detaillierten Aquarellen über Linol- und Holzschnitte bis hin zu minimalistischen Zeichnungen reichen, und sich auch zu Animationen oder digitalen Applikationen weiterentwickeln können.

Die Ausstellung präsentiert ausgewählte Werke vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Gezeigt werden internationale Bücher und Illustrationen für Kinder, die durch ihre kreative und anspruchsvolle Gestaltung überraschen und faszinieren.

Eine interaktive Ausstellungsarchitektur lädt Kinder und Erwachsene gleichermaßen ein, einen Einblick in die Entwicklung und große Vielfalt dieses Themas zu gewinnen.


11.10.2024 - 31.01.2025

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WO DIE WILDEN STRICHE WOHNEN

ECCENTRIC

Ästhetik der Freiheit

Ausstellung mit Gemälden, Skulpturen, Installationen und Videoarbeiten von John Bock, Maurizio Cattelan, Marguerite Humeau, Yayoi Kusama, Jonathan Meese, Pipilotti Rist und vielen weiteren internationalen Künstler*innen

Im allgemeinen Sprachgebrauch gilt eine exzentrische Haltung als überspannt und dekadent. Dabei ist Exzentrik viel mehr. Denn sie verweigert sich jeder Ideologie – für die Freiheit der Demokratie. Dies ist der Grundgedanke der ersten Ausstellung über das Potenzial von Exzentrik als Ästhetik der Freiheit. Im Zentrum steht die Kunst ab 1980, auch Mode, Design, Film und Architektur werden beispielhaft einbezogen. ECCENTRIC feiert die Vielfalt und Vielschichtigkeit der großen Themen Natur, Schönheit, Intimität, Humanismus.

Kuratiert von Eva Karcher und Bernhart Schwenk

25.10.2024 - 27.04.2025

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ECCENTRIC

KITCHEN CULTURE

Die Neue Sammlung

Fast 100 Jahre sind vergangen, seit die erste Einbauküche entwickelt wurde, bis hin zu den individuell konfigurierten Küchen von heute. Diese Zeitspanne war geprägt von Designern und Designerinnen, die immer wieder neue Lösungen entwickelten und damit auf gesellschaftliche Veränderungen und den Wandel unseres Alltagslebens reagierten.

Die Vielfalt reicht von der einfachen Kochzelle bis hin zur Küche als kommunikativem Zentrum des Wohnbereichs. Die Neue Sammlung präsentiert designhistorische Meilensteine der Küchengeschichte aus ihrem umfangreichen Bestand. Den Anfang macht die Frankfurter Küche von Grete Schütte-Lihotzky, gefolgt von Entwicklungen am Bauhaus und in der Nachkriegszeit, darunter Le Corbusiers Küche für die Unité d'Habitation in Marseille und Arne Jacobsens Interbauküche in Berlin.

Neue Ansätze repräsentieren Stefan Wewerkas Küchenbaum und die Werkbank von Herbert H. Schultes, die mit der Küche von J-Gast bis in die Gegenwart reichen. Diese Exponate zeigen die Vielfalt heutiger Anforderungen, neuer Ideen und gestalterischer Vorstellungen.

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums setzt Die Neue Sammlung in ihren Räumen neue thematische Schwerpunkte.

ab 7.11.2024

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KITCHEN CULTURE Foto: Neues Museum, Annette Kradisch