arrow down zurück

Martin Kippenberger und Albert Oehlen

Martin Kippenberger: *1953 Dortmund; †1997 Wien
Albert Oehlen: *1954 in Krefeld
lebt und arbeitet in Gais, Schweiz

Untitled, 1983

mixed media on canvas
145 x 220 cm.; 57 1/8 x 86 5/8 in.

Erwerbungsjahr: 2023

Das Gemälde entstand für die 1983 ausgerichtete Ausstellung „Frauen im Leben meines Vaters“ in der legendären
Galerie Klein in Bonn. Es zeigt eine Katze mit anthropomorphen Zügen. Ausgestattet mit Stecktuch,
Fliege und Hut gemahnt sie an Al Capone. Sie steht vor einem blau-rot-gelben Hintergrund (eine Abwandlung
von Barnett Newmans „Who’s Afraid of Red, Yellow and Blue“? Oder ein Verweis auf die deutsche Flagge?). Ein
Schachbrett dehnt sich links hinter dem Kater aus, rechts ein schwarzes Kreuz: Anspielungen auf den Schachspieler
Marcel Duchamp und auf Joseph Beuys, der just zuvor in der Galerie Klein ausgestellt hatte und mit
dem sich Kippenberger und Oehlen ein kleines, druckgrafisch ausgetragenes – von Reiner Speck in der Zeitschrift
„Apex“ anschaulich dokumentiertes – Scharmützel lieferten. Auf dem gelben Hintergrund füllt das
traurige Gesicht einer Frau fast ein Drittel des Bildes aus. Der Titel der Schau von Oehlen und Kippenberger
ist dem Buch „Frauen im Leben meines Vaters“ von Benito Mussolinis Sohn Vittorio entnommen. Die Eröffnung
der Ausstellung hatte den Charakter eines Happenings: Die beiden Künstler turnten und rangelten in der
Galerie und alberten vor den gemeinsamen Bildern herum. Mit Max Hetzler, dem Stifter des Gemäldes, und
Werner Büttner sangen sie das Bergmannslied „Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt“.
Das Bild ist in seiner beißend-provokativen Rhetorik und ostentativ schludrigen Komposition geradezu paradigmatisch
für die Epoche der Neuen Wilden. Es zeugt von der subversiven Energie der beiden Maler und findet
sich im Künstlerbuch zu ihrer ersten, epochemachenden institutionellen Ausstellung „Wahrheit durch
Arbeit“ im Museum Folkwang (1984 mit Werner Büttner). Die Künstler konfrontierten dabei jene Tempel der
modernen Hochkunst höhnisch mit der Alltagskultur der BRD und dem Nachleben des Nationalsozialismus
in der Nachkriegszeit.
 

Arthur Fink