Kunstwerk

Unter den jüngeren figurativen Zeichnern und aktuellen Münchner Akademieabgängern sticht das Werk von Andreas Chwatal mit seinen ausschweifenden fantastischen Bilderfindungen hervor. Fein austariert zwischen Traum und Wirklichkeit bewahren sie über den Augenblick hinaus ihren erzählerischen Spannungsbogen, der jenseits der humorvollen Pointe eine verhaltene Tiefsinnigkeit der Sujets ans Licht bringt. Ganz gleich, ob Chwatal eine surreal anmutende Szenerie entwirft, in der wie selbstverständlich ein braver Jüngling – rein zufällig Prinz Harry – von Windhunden flankiert, traumverloren am Betrachter vorbeischaut, oder ob er in einer anderen Komposition einen bis zum Horizont leergefegten Grand Boulevard präsentiert, an dem die Stadt bis an die Blattränder verdrängt zu architektonischen Versatzstücken verkommt – seine Perspektive bleibt nie eindimensional. Das ist auch der Fall in einem weiteren Blatt, in dem er den Blick in einen märchenhaft kristallinen Wald freigibt, der sich im Spiel der Schattierungen wie in einem Kaleidoskop verliert. Dabei überzeugt Chwatal in seiner Zeichnungskunst durch die virtuose Beherrschung der zeichnerischen Mittel, die bei aller Präzision nie akademisch erstarrt oder eklektisch konventionell daherkommt. Mit Leichtigkeit kalkuliert er präzise Licht und Schatten mittels fein abgestufter Nuancen und formuliert ohne mauernde Konturstriche belebte Volumina, die sich nie zu massiven Binnenformen verhärten. Vielmehr kreiert er grau in grau eine Palette von Valeurs, die seine Zeichnungen pulsieren lassen.